Die Headline dieses Artikels ist ein Zitat: Es ist von einer Leserin als Antwort auf meine aktuelle Kolumne im Karriere-Teil der Tageszeitung „Die Presse“ gepostet worden. In dieser Kolumne versuche ich eine Lanze für ein Führungsprinzip zu brechen, das auf Vertrauen aufbaut. Der überaus pessimistische Kommentar der Leserin enttäuscht da. Allerdings ist er keine Einzelmeinung, das Zitat ist in dieser oder ähnlicher Form recht gängig, wenn man über Vertrauen spricht.
Und doch ist es schon aus innerer Logik heraus zu verwerfen.
Nehmen wir für einen Moment lang an, dass tatsächlich niemandem zu trauen wäre. Dann wäre eine geeignete Reaktion, den Versuch zu starten, jedem Mitarbeiter, jedem Kunden, jedem Lieferanten, jedem Partner von vornherein nur mit Misstrauen zu begegnen. Die logische Konsequenz wäre, für all diese am Unternehmensgeschehen beteiligten Menschen und alle von ihnen ausgelösten Geschäftsfälle ein minutiöses Instrumentarium an Kontrollmechanismen aufzubringen und zu betreiben. Schon allein die Vorstellung der Komplexität dahinter wirkt abschreckend. Wie in meiner Kolumne auch ausgeführt, würde ein solches Vorgehen zu einem völligen Fokus auf die Kontrollebene führen, und damit das eigentliche wirtschaftliche Handeln des Unternehmens in den Hintergrund drängen. Pointiert gesagt: Es wird nur noch kontrolliert, aber niemand weiss mehr, wozu eigentlich.
Ganz abgesehen davon, dass jene Menschen, denen nicht zu trauen wäre (also: alle!) ja selbst wiederum alles daran setzen würden, die Kontrollmechanismen auszuhebeln.
Die Absurdität dieses Gedankens führt zum logischen Schluss: Vertrauen ist schlichtweg praktisch. Und schon alleine daher ein sinnvoller Grundsatz (von humanistischen Überlegungen ganz abgesehen).
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